Zirbenholz | Studienlage: Wirkung auf Gesundheit & Schlaf
Wissenschaftliche Belege fehlen bisher
Waldspaziergänge, Vogelzwitschern und der Duft von sonnenwarmem Holz – allein die Vorstellung wirkt auf die meisten Menschen entspannend. Als besonders angenehm empfinden viele den Geruch der Zirbe – eines Nadelbaums, der in hohen Lagen der Alpen wächst. Besonders in Südtirol, Kärnten und in der Steiermark ist die “Königin der Alpen” heimisch.
Die Palette reicht von Betten, Kästen und Wandverkleidungen bis hin zu Kissen und Decken, die mit Zirbenholzspänen gefüllt für wohligen Duft beim Schlafen sorgen sollen. Der Duft soll aber nicht nur angenehm sein, angeblich kann Zirbenholz sogar die Gesundheit fördern. Etliche Hersteller preisen etwa Zirbenbetten mit dem Versprechen an, das Holz könne den Schlaf verbessern und Schlafstörungen entgegenwirken. Ja sogar faustgroße Würfel aus Zirbe sollen die Konzentration fördern, Schlafstörungen heilen und Kindern beim Ein- und Durchschlafen helfen.
Alles nur Marketing? Nein, sagen die Hersteller, die positive Wirkung von Zirbenholz sei wissenschaftlich belegt.
Die Wirkung von Zirbenholz wurde bisher jedoch kaum bis gar nicht untersucht. Wissenschaftlichen Nachweis für die Wirkung von Zirbenholz gibt es daher nicht. Angebliche Wirkungen zu Zirbenprodukten wie beispielsweise Zirbenkissen, Zirbenspänen oder Zirbenöl lassen sich aus den bisher bekannten “Untersuchungen” ebenfalls nicht ableiten.
Kein Hinweis auf besseren Schlaf
Hinter der Behauptung “Zirbenholz sorge für besseren Schlaf” steht eine kleine Studie, die ein österreichisches Forschungsteam 2003 erstmals veröffentlicht [1] und 2021 geringfügig ergänzt nochmals publiziert hat [2]. Weitere Untersuchungen förderte auch eine ausführliche Suche in wissenschaftlichen Studiendatenbanken keine zutage. Die gesundheitlichen Auswirkungen der Zirbe sind ein kärglich erforschtes Gebiet.
Belege für die Behauptungen kann die einzige Studie nicht liefern. Für die Forschungsarbeit schliefen die Teilnehmenden jeweils drei Wochen lang in einem Bett aus Zirbenholz und in einem Bett aus Pressspanplatten. In Fragebögen gaben die Teilnehmenden unter anderem an, wie gut und wie lange sie in beiden Betten geschlafen hatten. Ein Unterschied zeigte sich dabei nicht.
Es gibt also keinen Hinweis, dass das Holz der Zirbe den Schlaf verbessert. Als Beweis für den fehlenden Einfluss auf den Schlaf taugen die Ergebnisse jedoch auch nicht. Denn eine Vielzahl an Mängeln sowie die geringe Anzahl von lediglich 15 Teilnehmenden mindern die Aussagekraft stark. Zudem war unklar, ob die Versuchspersonen vor Studienbeginn überhaupt Probleme mit dem Schlaf hatten.
Messungen ohne Aussagekraft
In manchen Versuchsnächten zeichnete das Forschungsteam außerdem Herzschläge und Hirnströme der schlafenden Teilnehmenden auf. Dabei stellten die Forschenden fest, dass der Puls im Zirbenbett geringfügig niedriger war als im Spanplattenbett. Der Unterschied betrug weniger als drei Schläge pro Minute [2] – eine vernachlässigbare Größenordnung. Aus den Hirnstrom-Aufzeichnungen (EEG) lasen sie Unterschiede in der Dauer der einzelnen Schlafphasen heraus [1].
Welche Bedeutung diese Labor-Messwerte für den Schlaf der Teilnehmenden haben, ist unklar – auch wenn die Forschenden sie als positive Auswirkungen des Zirbenbetts interpretieren. Über die Qualität des Schlafs können sie jedenfalls keinen Aufschluss geben.
Ob ein Zirbenbett tatsächlich den Schlaf verbessert, müssten in Zukunft strenger nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführte Studien an deutlich mehr Testpersonen untersuchen. Außerdem könne man daraus keine Wirkungen auf andere Produkte aus Zirbenholz ableiten – Studien können immer nur in jenem Kontext gesehen werden, in dem sie durchgeführt wurden.
Die “Studien” im Detail
[1,2] Grote u.a. (2003, 2021)
Studientyp: randomisiert-kontrollierte Studie mit Crossover-Design (jede Versuchspersonen schlief sowohl in einem Zirbenbett als auch in einem Bett aus Spanplatten)
Teilnehmende: 15 gesunde Erwachsene (8 Frauen, 7 Männer) im Alter von 17 bis 45 Jahren.
Was wurde untersucht: Schlafen Versuchspersonen in einem Bett aus Zirbe besser als in einem Bett aus Spanplatten?
Untersuchungsdauer: jeweils drei Wochen für jede Bettart, mit einer Pause von vier bis sechs Wochen dazwischen.
Interessenskonflikte: Beauftragt durch den Tiroler Waldbesitzerverband, finanziert durch das Land Tirol, die EU, die Republik Italien und die Joanneum Research GmbH. Publikation der Studie finanziert unter anderem durch die ZirbenFamilie GmbH.
Aussagekraft der Studie: gering
- 15 Teilnehmende sind viel zu wenig für aussagekräftige Ergebnisse. Zu groß ist das Risiko, dass eventuelle Unterschiede zwischen den Gruppen nur durch Zufall zustande gekommen sind.
- Nur 12 der 15 Teilnehmenden lieferten vollständige Fragebogen-Daten zur Schlafqualität.
- Es ist unklar, ob die Schlafbedingungen für beide Betten vergleichbar waren – etwa wie müde oder gestresst die Teilnehmenden jeweils waren oder wie warm oder hell es Jahreszeiten-bedingt im Schlafzimmer war. (Zwischen Beginn der ersten und Ende der zweiten Schlafperiode lagen inklusive Pause 3 Monate.) Unklar ist auch, ob die Teilnehmenden an unterschiedlichen Wochentagen befragt wurden.
- Ob die Teilnehmenden vor Studienbeginn überhaupt Schlafprobleme hatten, ist unklar.
- Es ist denkbar, dass aus den vor Studienbeginn hergestellten Spanplatten austretende Lösungsmitteldämpfe die Schlafqualität beeinträchtigt haben.
Positiv war, dass der Zufall bestimmte, in welchem Bett jede Versuchsperson zuerst schlief. Laut Forschungsteam kannte keine Versuchsperson den Zweck der Studie. Zirbenbett und Spanplatten-Bett sahen zumindest ähnlich aus – wenn auch nicht identisch.
Die Bemühungen doch noch etwas zu finden...
Je mehr unterschiedliche Parameter man versucht zu messen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest bei einem davon ein statistisch signifikanter Unterschied auftritt. Das ist ein beliebter Trick, um doch noch irgendwo einen Effekt zu finden. Statistisch müsste man hier bei der Auswertung gegensteuern, indem man die Ergebnisse für multiples Testen korrigiert (jeder Statistiker wird zustimmend nicken). Wenn die Autoren neben 2 unterschiedlichen Schlafqualitäts-Fragebögen daher auch noch die Befindlichkeit beim Aufwachen sowie diverse EEG- und EKG-Daten miteinander vergleichen, ist es wenig verwunderlich, dass zumindest irgendwo irgendwelche Unterschiede gefunden werden. Aussagekräftig werden diese dadurch dennoch nicht.
Wissenschaftliche Quellen
[1] Grote u.a. (2003)
Grote v, Lackner H, Muhry F, Trapp M, Moser M. Evaluation der Auswirkungen eines Zirbenholzumfeldes auf Kreislauf, Schlaf, Befinden und vegetative Regulation. ForschungsberichtJoanneum Research, Institut für Nichtinvasive Diagnostik. 2003. (Die Studie in voller Länge)
[2] Grote u.a. (2021)
Grote V, Frühwirth M, Lackner HK, Goswami N, Köstenberger M, Likar R, Moser M. Cardiorespiratory Interaction and Autonomic Sleep Quality Improve during Sleep in Beds Made from Pinus cembra (Stone Pine) Solid Wood. Int J Environ Res Public Health. 2021 Sep 16;18(18):9749. (Die Studie in voller Länge)
Rechtliche Lage
Wirkungsbezogene Aussagen zu Zirbenholz finden durch Verweis auf diese Quellen keine Stützung.
Zahlreiche Gerichte in Deutschland und Österreich untersagten bereits mehrfach die Werbung mit Wirkungsversprechen zu Zirbenholz.
FAQ
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